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Momentan übe ich mich in „7 Wochen ohne … über andere Autofahrer meckern“. Zu Beginn war das eine Herausforderung. Mit der Zeit konnte ich jedoch wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Erkenntnisse, die ich allein durch eine neue Perspektive im Alltag gemacht habe. Und das in nur 7 Wochen!

In diesem Artikel möchte ich diese mit dir teilen. Es startet recht oberflächlich, doch über die gesamte Zeit hinweg, sind einige tiefgründige Prozesse in Gang gekommen.

1. Lachen entspannt

Herrlich war‘s, als ich an Aschermittwoch in mein Auto stieg und schon an der 3. Straßenecke einen Sonntagsfahrer vor mir hatte. Ich war kurz davor zu denken „Oh nein – nicht schon wieder“ als mir mein Fastenmotto einfiel. Ich musste lauthals lachen. „Das geht ja schon gut los mit dem Fasten“. Der Lacher hielt sich den ganzen Tag, denn es sollte nicht der letzte Sonntagsfahrer sein. Abends fühlte ich mich entspannter. Lachen ist eben doch angenehmer als meckern!

2. Es geht ohne jammern – auch, wenn scheinbar alles schief läuft

Ich war mit einer Freundin für einen Spaziergang rund um den Fühlinger See in Köln verabredet. Wie so oft, war ich knapp dran. Im Auto angekommen fiel mir auf, dass ich noch tanken musste. An der Tankstelle habe ich gemerkt, dass ich mein Geld vergessen hatte. Zurück zu Hause habe ich gesehen, dass mein Geldbeutel in die letzte Ecke meiner Tasche gerutscht war. Wieder an der Tanke, war ich hoffnungslos zu spät und kurz davor meinen Frust an anderen Autofahrern auszulassen. Da hörte ich im Radio ein Lied, dessen Inhalt in etwa so lautete: „Auch, wenn mal alles schief geht, bist du ein toller Mensch und das Leben ist schön“.

Die kleine Erinnerung kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Meine kritische Stirnfalte konnte einem liebevollen Lächeln weichen und ich konnte entspannt weiterfahren.

3. Ich bin nie zu spät, weil andere „schlecht“ Autofahren

Eine weitere Erkenntnis ist aus der oben beschriebenen Szene entsprungen. Ich bin nicht zu spät, weil andere „schlecht“ Autofahren oder alle Ampeln auf Rot stehen. Ich fahre einfach zu spät los.

Wie es immer wieder dazu kommen kann, habe ich in den letzten Wochen genau unter die Lupe genommen und ein ziemlich absurdes Ritual aufgedeckt. Kurz bevor ich abfahre, erledige ich noch schnell 2-5 kleine Kleinigkeiten. Jedes Mal. Wenn ich dann wieder auf die Uhr schaue, bin zu spät dran. Sprich: das gehetzte Gefühl aus dem „schnell 2-5 Kleinigkeiten erledigen“, nehme ich mit ins Auto. Dort rege ich mich über den Erstbesten auf, der meinem zügigen Fahrstil im Wege steht. Irgendjemand muss ja schließlich „schuld“ daran sein, dass ich zu spät komme.

In dem Moment, als ich mir über diese Absurdität BEWUSST geworden bin, konnte ich mein Ritual ändern. Heute fahre ich (fast) immer 10 Minuten früher los, als eigentlich geplant. Und siehe da – wenn mir das gelingt, löst sich der Drang zum „Über andere Autofahrer meckern“ in Luft auf und ich komme viel entspannter ans Ziel.

4. Zeit für den Übergang

Für die letzte Erkenntnis hole ich ein wenig aus: In meiner Feng Shui Ausbildung haben wir über die Bedeutung von Übergangen gesprochen. Bei alten Bauernhäusern beispielsweise ist die Eingangstüre recht niedrig und hinzukommt ein kleiner Absatz, den man übersteigen muss. Früher mussten die Menschen also bewusst und achtsam über die Schwelle treten oder sie bekamen Kopfschmerzen vom Knall gegen den Balken oder Knieschmerzen vom Stolpern über die Schwelle.

Heute begegnen uns häufig Schiebetüren, die automatisch auf- und wieder zugehen. So werden viele Übergänge in unserem Alltag gar nicht mehr spürbar. Das gilt auch für Wegstrecken. Mein Opa konnte auf dem Weg zur Schule in Ruhe seine Gedanken schweifen lassen oder wahrnehmen, was ihm begegnet. Zu Fuß brauchte er 1,5 Stunden. Heute lege ich die Strecke in 15 Minuten mit dem Auto zurück und lasse mich im Zweifel noch vom Radio beschallen. Den Moment des Übergangs bekomme ich so gar nicht mit.

Die Folge ist: Wenn ich am Zielort eintreffe, habe ich gedanklich noch die Hälfte dessen im Gepäck, was mich am Ursprungsort beschäftigt hat. So vermischen sich unbemerkt Begebenheiten in meinem Hirn, die gar nicht miteinander im Zusammenhang stehen.

Das Fastenexperiment hat mich dazu angeregt, den Übergang von einem Ort zum nächsten viel bewusster wahrzunehmen. Einen Ort bewusst zu verlassen, auf dem Weg zu beobachten, was mir widerfährt, wie es mir geht, welche Fragen mir durch den Kopf gehen, was mich gedanklich noch beschäftigt. Ich nehme mir Zeit, all dies bewusst loszulassen und kann mich so erst wahrhaftig auf das einlassen, was mich am Zielort erwartet. Mein Verstand findet das ganz logisch, jetzt, wo er die Erkenntnis schwarz auf weiß liest. Doch diese Erfahrung so lebendig in meinem eigenen Alltag machen zu dürfen, war wirklich ein Geschenk.

 

Alles in allem war mein 7-Wochen-ohne-Projekt eine sehr gelungene Zeit. Möglicherweise erlaube ich mir in Zukunft wieder den einen oder anderen Meckerer über andere Autofahrer. Irgendwie macht es ja auch Spaß. Doch ich werde dieses Meckern nicht mehr als Stressventil nutzen, sondern früher losfahren und die Fahrtzeit bewusst für den Übergang von A nach B nutzen. Weil meine Lebenszeit kostbar ist.

Wie ist es dir in deiner Fastenzeit ergangen? Welche Erfahrungen und Erkenntnisse hast du gemacht, weil du eines deiner vielen kleinen Rituale in deinem Alltag geändert hast? Ich freue mich, in einem Kommentar unterhalb des Artikels oder per E-Mail von dir zu lesen!

Herzliche Grüße,

Deine Katrin

 

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