Ganz zu Beginn meiner Selbstfindungsphase habe ich ein Sprungbrett Seminar von Eugen Simon besucht. Der ein oder andere von euch hat vielleicht schon mal davon gehört. Die Inhalte dieses Seminars haben damals tiefgehend an meinem Weltbild gerüttelt und einige Glaubenssätze über das Leben ins Wanken gebracht.
Aber vor allem ein Beispiel, ist mir bis heute gut in Erinnerung geblieben. Denn Eugen Simon hat mir bewusst gemacht: Meine Lebenszeit ist begrenzt. Nicht, dass ich das nicht schon vorher gewusst hätte. Aber Wissen und Verinnerlichen sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Dein Lebenslineal
Die Übung möchte ich an dieser Stelle gerne mit dir teilen. Sie geht wie folgt:
Drucke dir das unten abgebildete Lineal aus. Dann reiß es an der Stelle ab, die deinem heutigen Alter entspricht. In meinem Fall wäre das bei der Nummer 33. Dann reiße es bei 82 ab, wenn du eine Frau bist und bei 77, wenn du ein Mann bist. Das entspricht der durchschnittlichen Lebenserwartung in Deutschland. Was übrig bleibt, sind deine dir auf der Erde verbleibenden Jahre. Natürlich kann es sein, dass einige länger und andere kürzer leben als der Durchschnitt. Fakt ist: Irgendwann endet es für jeden.
Hinweis: Wenn du die Wirkung dieser Übung wirklich spüren möchtest, ist es wichtig, sie auch zu tun. Sonst arbeitet wieder nur der Verstand und der kann nicht immer alles in Gänze greifen. Hast du keinen Drucker zur Hand, kannst du das Lineal auch schnell selbst aufmalen.
Welche Gefühle kommen bei dir auf, wenn du dir bewusst machst, dass deine Lebenszeit endlich ist? Freude auf das was kommt, Glück über das was da ist, neugieriges Kribbeln? Dann scheinst du auf dem richtigen Weg zu sein. Trauer, weil du noch so viel vor hast, Angst, dass die Zeit viel zu schnell alles vorbei sein könnte, Verzweiflung über das, was da ist? Dann könnte jetzt ein guter Zeitpunkt sein, etwas in deinem Leben zu ändern.
Ohne Tod gibt es kein Leben
Der Tod ist in unserer westlichen Welt häufig ein Tabu-Thema. Darüber spricht man nicht und wir versuchen, ihn so lange es geht zu ignorieren. Aber ohne Tod gibt es kein Leben.
Seitdem mir das wirklich bewusst ist und ich anerkannt habe, dass das Leben endlich ist, ist mein Leben viel intensiver geworden. Ich erfreue mich an Kleinigkeiten, kann 5 Grade sein lassen, gebe das Geld aus, anstatt es zu sparen, mache mal einen Tag frei, wenn die Sonne scheint, anstatt immer nur meine Pflicht zu erfüllen. Ich nehme die Blüten im Frühling wahr, das Lächeln der Menschen auf der Straße und fühle mich lebendig. Viele “Probleme” oder “Ärger” werden so nebensächlich, da es ganz andere Dinge gibt, auf die es ankommt.
Auch deine Lebenszeit ist kostbar. Wie möchtest du sie verbringen? Welche Träume hast du, was möchtest du noch erleben, machen, lernen, genießen? Du musst ja nicht gleich alles auf den Kopf stellen. Wenn du mit einer Kleinigkeit anfängst, die mehr Glück und Freude in dein Leben holt, macht das einen Unterschied. Nicht nur für dich, sondern auch für Menschen in deinem Umfeld. Denn die werden ebenfalls davon profitieren, wenn du deine Lebenszeit genießt und wertschätzt. Spür rein, wie es sich anfühlt, dir etwas Gutes zu tun. Nimm das Geschenk des Lebens an.
Möglicherweise fällt es dir momentan schwer, das Leben als ein Geschenk und die Zeit als kostbar anzusehen. Solche Phasen kenne ich auch. Auch diese gehören zum Leben dazu. Ich bin für dich da. Melde dich, wenn du etwas brauchst.
Herzliche Grüße,
Deine Katrin
Hallo Katrin
Das ist eine super Übung, habe ich gleich gemacht. Bei mir überwiegt das Gefühl von “wow, so viel Zeit bleibt mir noch” und auch das Gefühl der Neugier, was da noch alles passieren wird. Aber es war schon auch spannend so bildlich zu sehen, wieviel Zeit schon vergangen ist in meinem Leben 🙂
Danke für den tollen Artikel!
viele Grüsse
Julia
Liebe Julia,
🙂 Viel Freude bei allem, was das Leben noch zu bieten hat. Deine Neugierde wird sicherlich viele spannende Möglichkeiten für dich aufdecken.
P.S. an alle Leser: Julia hat einen super Blog, auf dem es aktuell eine Serie zum Thema Durchhalten gibt. Ich finde sie passt sehr gut zu diesem Artikel. Wenn wir nämlich den ersten Schritt in Richtung dessen getan haben, was wir den rest unseres Leben gerne machen wollen, kommen immer mal wieder Durststrecken. Und wenn man dann durchhält, kommen noch mehr Überraschungen. Danke für die tolle Serie liebe Julia,
Viele Grüße, Katrin
oh, danke für den Hinweis Kathrin!! Freut mich, dass dir die Serie gefällt 🙂
Als ich mt 40 meine große Krise hatte und sich mein bisheriges Leben komplett umkrempelte, hatte ich erst das Gefühl, ich hätte so viele Jahre “verplempert” und müsse nun binnen 3 Jahren das Leben in die Tat umsetzen, das ich versäumt zu haben dachte. Das hat mich unter Druck gesetzt und so wird natürlich erst recht nix. Wenn ich mir heute (mit 47) aber überlege, dass ich noch ca. 40 Jahre vor mir habe, die ich nach meinem eigenen Willen gestalten kann, sieht das ganz anders aus. Dann denke ich “wow, noch so viel Zeit!”.
Aber im Prinzip ist Zeit ja relativ und nur eine Zahl. Wenn ich das letzte halbe Jahr überblicke, habe ich da mehr verändert als z.B. zwischen 30 und 40.
LG
Sybille
Liebe Sybille,
danke, dass du deine Erfahrungen hier so offen teilst. Ich hatte meine große Krise mit 30 – und da war ich so gelähmt, dass ich erst mal gar nichts tun konnte. Mittlerweile habe ich erkannt, das so viel mehr in kurzer Zeit möglich ist, als wir selbst denken. Zeit ist in der Tat nur relativ. Und wenn man sie intensiv erlebt, dann fühlt sie sich doppelt so lange an!
Ich wünsche dir einen wundervollen Tag,
liebe Grüße, Katrin
Hallo Karin,
ich habe für mich herausgefunden, dass Leben ewig ist und der Tod nur die Polarität zur Geburt ist. Ich habe eh vor ein gesundes, vollkommendes, langes Leben zu leben. Lang bedeutet in dem Fall 100-150 Jahre. Daher kann ich in Gleichmut und Harmonie jeden Moment im Hier und Jetzt geniessen.
Danke für dein Sein.
Matthias
Lieber Matthias,
danke dir für deinen Kommentar. Das ist eine schöne Sichtweise! Für mich persönlich ist das Leben auch ewig. Doch mein Leben als Katrin Linzbach ist endlich. Und erst, seitdem ich mir das bewusst gemacht habe, nehme ich mir auch die Zeit den Moment im Hier und Jetzt voll zu genießen und das Leben voll auszuschöpfen. Weil es einzigartig ist und viel zu schön, um es nicht bis ins Letzte auszukosten.
In diesem Sinne – genieße den jetzigen Moment – was auch immer er dir schenkt.
Liebe Grüße, Katrin
…man sollte sich auch bewusst sein, dass es schon in ein paar Minuten vorbei sein könnte. Mal kurz beim überqueren der Strasse nicht aufgepasst, dieser starke Schmerz auf der linken Seite…trotzdem leben sehr viele als hätten sie noch ein zweites Leben in der Schublade.
Lieber Sepp,
danke für deine Ergänzung. In der Tat gibt es viele Menschen, die sehr nachlässig mit sich selbst umgehen. Solange man sich gesund und fit fühlt, muss man ja auch nicht darüber nachdenken. Dabei ist das so unglaublich wertvoll und wirklich ein Geschenk, dem man ab und zu mal danken kann.
Liebe Grüße, Katrin
Wunderbarer Einwurf ins Leben, liebe Katrin,
ich hab auch noch ganz viel vor und glaube auch, dass ich für die wichtigsten Dinge, die in die Welt sollen, noch genügend Spielraum bekomme! ;O) Und ich freu mich riesig drauf, noch ganz viel für die Welt zu kreieren! Du bist auch eine davon und ich bin glücklich, dich zu kennen! Das WIR gewinnt!
Fühl dich umarmt!
Mohni
Ein schöner Artikel, die Übung werd ich gleich mal machen. 🙂 Ich kenne die Sterbephasen von Kübler-Ross und habe mir so oft überlegt, dass diese Phasen – vielleicht in etwas abgeänderter Form – bei allem im Leben zutreffen, das uns begegnet und das es zu akzeptieren gilt. Andere schlaue Leute haben es auch noch schöner formuliert und besungen:
https://www.youtube.com/watch?v=3n0p6uJ18Wc
Irgendwie cool, dass ich mit dem Gedanken offenkundig nicht alleine bin.
Alles Liebe, Nana
Liebe Nana,
ja – die Phasen sind in der Tat bei allen Veränderungen im Leben anzutreffen. Lynch & Cordes haben das Wellenmodell der Veränderung ins Leben gerufen – und damit quasi die Sterbephasen auf die Wirtschaft angewandt. Das Modell lässt sich jedoch auch sehr gut auf alle anderen Lebensbereiche übertragen. Sehr spannendes Thema, wie ich finde!
Liebe Grüße, Katrin
Hallo Katrin,
die Übung kommt mir sehr bekannt vor 🙂
Das war auch für mich beim ersten Mal wahnsinnig erkenntnisreich.
Wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Blog.
Sinnerfüllte Grüße
Timo
Hi Timo, danke dir! Ich war im Urlaub, daher ist mir die Freischaltung des Kommentars durchgerutscht :). Dir auch alles gute. Liebe Grüße, Katrin